Die Fritz!Box 6490 Cable enthält ein nettes Feature, sie kann TV-Sender aus dem Kabelnetz ins lokale Netzwerk streamen via RTSP.
So weit, so gut. Diese Funktion haben nahezu alle Kabelanbieter deaktiviert, warum auch immer. Ich konnte keinen technischen Grund dafür finden.
Entweder:
Diese Alternative funktioniert auf jeden Fall,
oder:
Mit einem kleinen Trick lässt sich DVB-C aktivieren auch bei der vom Provider gestellen Box freischalten.
Bevor du anfängst, solltest du eine Sicherung der Konfiguration der Box machen.
Das geht in der Weboberfläche unter System -> Sicherung.
Viele Kabel-Router werden durch die Provider aus der Ferne konfiguriert. Dabei werden gewisse Funktionen abgeschaltet. Bei der FritzBox! 6390 sowie u.a. der 6490 ist es nicht möglich, sich Zugriff via Telnet zu verschaffen.
Ein kleines Schlupfloch gibt es allerdings: ein schlanker FTP-Server im Bootloader.
Dieser ist in den ersten 5 Sekunden nach Stromzufuhr auf der LAN-Schnittstelle der Box erreichbar unter der statischen IP-Adresse 192.168.178.1
Verbinde nun deine Fritz!Box via LAN-Kabel mit deinem Computer.
Trenne ggf. die WLAN-Verbindung sowie andere Netzwerkverbindungen per LAN, um IP-Adresskonflikte zu vermeiden.
Stelle auf dem Mac für die Ethernet-Schnittstelle die statische IP-Adresse 192.168.178.2 mit der Subnetzmaske 255.255.255.0 ein.
Öffne das Terminal auf und tippe folgenden Befehl ein (noch nicht Enter drücken):
ftp 192.168.178.1
Verbinde die Box mit dem Netzstecker und warte bis die Power-LED anfängt zu blinken.
Drücke nun im Terminal auf dem Mac die Entertaste.
Wenn du den richtigen Moment erwischt hast, sollte dich ADAM2, der FTP-Server begrüßen und nach Benutzername und Passwort fragen.
Falls du zu spät oder zu früh Enter gedrückt hast, breche mit ctrl + c ab, mache die Box kurz stromlos und versuche es erneut.
ftp> open 192.168.178.1 Connected to 192.168.178.1. 220 ADAM2 FTP Server ready.
Benutzername: adam2
Passwort: adam2
Nun muss ein weiterer Befehl ausgeführt werden:
quote SETENV firmware_version avm
Im Anschluss wird mit dem Befehl bye die Verbindung getrennt.
Die Box muss nun erneut gestartet werden durch ein kurzes Ziehen des Steckers.
Nun muss die Fritz!Box evtl. noch auf Werkseinstellungen zurückgesetzt werden, falls der Menüpunkt “DVB-C” nicht sichtbar ist. – Dieser Schritt war bei mir nötig.
Am Ende konnte ich problemlos den Sendersuchlauf starten und die üblichen TV-Programme via VLC-Player bequem auf Mac oder iPad anschauen. Es werden alle unverschlüsselten TV-Sender in SD- und HD-Auflösung sowie Radiosender gestreamt.
Einen bitteren Beigeschmack gab es allerdings auch: Die Telefonie funktionierte nicht mehr weil der SIP-Server von Kabel Deutschland nicht mehr erreichbar war. Dieses Problem verschwand wieder, sobald ich das Branding zurück auf kdg stellte.
Ich vermute, dass die Fritte bei aktivem Branding noch eine zweite, nicht dokumentierte Verbindung aufbaut und darüber die Telefonie abwickelt.
Die ganze Prozedur lässt sich auch wieder rückgängig machen, dazu muss erneut der ADAM2 via FTP angesprochen werden sowie der folgende Befehl ausgeführt werden.
quote SETENV firmware_version xxx
xxx muss dabei ersetzt werden durch das Kürzel des Kabel-Providers.
kdg = Kabel Deutschland (gehört inzwischen zu Vodafone)
kabelbw = KabelBW (gehört inzwischen zu Unitymedia)
unity = Unitymedia
Nach dem erneuten Ändern des Brandings muss das Gerät wieder kurz vom Strom genommen werden und dann neu gestartet werden.
Weitere versteckte Funktionen der Boxen habe ich hier zusammengetragen.
Achtung: Das Gerät kann durch falsche Anwendung möglicherweise unbrauchbar werden. Dieser Text dient nur zur Veranschaulichung der Vorgehensweise.
Ob die Kabelnetzbetreiber diese und weitere deaktivierte Features bei den an die Kunden vermieteten Geräten freischalten werden, ist allerdings fraglich.
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